Siedlung Schillerpark und die Weiße Stadt
Unesco-Welterbe in Wedding und Reinickendorf
Sechs Berliner Siedlungen der Weimarer Republik wurden 2008 von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgewiesen. Allen Berliner Siedlungen gemeinsam war der radikale Bruch mit dem Städtebau des 19. Jahrhunderts, das Berlin zur „Steinernen Stadt“ machte. Die Gründerzeitbebauung steht für die berühmte Berliner Mietskaserne mit zahlreichen Hinterhöfen ohne Licht, Luft und Sonne, dafür mit schlechten hygienischen Verhältnissen. Die geschlossene Blockrandbebauung wurde privat finanziert, so dass die Bauspekulanten freie Hand hatten, was eine extrem verdichtete Bebauung zur Folge hatte.
Unser Stadtspaziergang führt uns zunächst in die Schillerpark-Siedlung, die von Bruno Taut ab 1924 geplant wurde. Die Siedlung war das erste innerstädtische baugenossenschaftliche Wohnprojekt nach dem 1.Weltkrieg in Berlin, das in idealtypischer Weise alle Merkmale des neuen sozialen Bauens aufwies.
„Für die neue Volkswohnung - Für die neue Baukunst Berlins!“ – das waren Tauts Worte bei der Grundsteinlegung zu dieser Siedlung 1924. Ziel des Berliner Spar- und Bauvereins war, für minderbemittelte Familien gesunde und zweckmäßig errichtete Wohnungen zu bauen. Sie sollen zu erschwinglichen Mietpreisen erhältlich sein. Der Verein unternahm als erste Organisation den volkswirtschaftlich wichtigen Schritt, das Miethaus auf seine in jeder Hinsicht möglichst gesunde Form zurückzuführen.
Nicht nur der soziale Aspekt kommt in der Schillerpark-Siedlung zum Ausdruck, sondern auch der hohe künstlerische und architektonische Anspruch von Bruno Taut, der auch der „Meister der Farbe“ genannt wird.
Die zweite Siedlung, die wir uns ansehen werden, ist die „Weiße Stadt“. Sie entstand zwischen 1929 und 1931. Planende Architekten waren Otto Rudolf Salvisberg, Bruno Ahrends und Wilhelm Büning sowie der Landschaftsplaner Ludwig Lesser. Der gleiche soziale Anspruch, menschenwürdige Wohnungen zu erschwinglichen Preisen zu schaffen, führte hier doch zu einer Siedlung ganz anderer Art.
Die Weiße Stadt ist eine Großsiedlung mit offener Binnenstruktur aus Rand- und Zeilenbauten und ineinander fließenden Grünräumen. Weiße Stadt, auch „Klein Jerusalem“ wurde die Siedlung in der Presse nach ihrer Fertigstellung genannt. Bis heute leuchtet das Weiß, verstärkt durch farbige Akzente, wie farbige Regenrohre, Dachüberstände, Türen und Fensterrahmen.
Die „Weiße Stadt“ ist die letzte Siedlung der Weimarer Republik. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat eine grundlegende Veränderung in der Einstellung zu Architektur und Kunst ein und viele Vertreter der Moderne emigrierten ins Ausland.
Der Rundgang dauert 2 Stunden. Es ist ein Ticket der BVG nötig, da die Strecke von der Schillerparksiedlung zur „Weißen Stadt“ mit dem Bus zurückgelegt wird.