Prenzlauer Berg
Vom Bohème zum Bourgeois: Rund um dem Kollwitz-Kiez
Bis in das 19. Jahrhundert war der Prenzlauer Berg eine Feldmark. Wiesen und Ackerflächen bestimmten das Erscheinungsbild. Auf der höchsten Erhebung hatte schon Friedrich II Windmühlen errichten lassen. Im späteren 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Brauereien mit großen Biergärten für die erholungssuchenden Berliner. Mit der steigenden Bevölkerungszahl wurde das Gelände parzelliert und bebaut.
Bis heute hat der Kiez um den Kollwitzplatz eine fast homogene Gründerzeitbebauung. Von der SED-Regierung glücklicherweise vernachlässigt, siedelten sich in den maroden Häusern Intellektuelle, Künstler und Freigeister an. Wer Komfort suchte, war hier falsch. Noch zu Beginn der 90er Jahre hatte jede 2. Wohnung Etagen-oder Außentoilette. In den ersten Jahren nach der Wende wurden viele Häuser besetzt und es entwickelte sich eine punkige und alternative Szene.
Heute ist der Prenzlauer Berg ein Hort der gehobenen Bürgerlichkeit, wo zwischen Kinderladen und Latte-Macchiato-Shop noch das eine oder andere Relikt der bunten Vergangenheit zu finden ist. Der kiez ist ein Kiez der Frauen: Von der Mantelnährin und Arbeiterführerin Agnes Wabnitz über die Bildhauerin Käthe Kollwitz reicht die Geschichte bis zur Prenzelschwäbin, die den Streit und Weckle oder Schrippen mit ihren Videoblogs humorvoll kommentiert.
Der zweistündige Spaziergang um den Kollwitzplatz führt entlang der Synagoge in der Rykestraße zum Wasserturm, über den Senefelder Platz zum jüdischem Friedhof und der Kulturbrauerei.